Autoren: Simon Christmann, Michael Kirsch, Dr. Sven Kleiner
Publikation: :em Whitepaper, Ausgabe 04/2017
Einführung und Einsatz von 3D-Master und Model-Based Definition
Vielfältige Faktoren führen heute zu einer stetig steigenden Anzahl von Produkt- und Produktionsvarianten: der Kundenwunsch nach Individualisierung industrieller Serienprodukte, weltweite Wertschöpfungsketten mit unterschiedlichen Fertigungsparametern und Sprachräumen, und nicht zuletzt immer mehr Produktfunktionen, die nur durch Software und Vernetzung realisiert werden können.
Die technische Zeichnung ist in vielen Unternehmen immer noch das zentrale Informationsmedium und Grundlage für Freigaben im Produktentstehungsprozess. Mit der Anzahl von Varianten und Konfigurationen wächst auch auch die Anzahl technischer Zeichnungen, die für Teilefertigung, Qualitätssicherung, Montage, Betrieb, etc. von Produkten erstellt, verwaltet und interpretiert werden müssen. Aufwand und Fehlerpotenzial eines auf Zeichnungen basierenden Produktentstehungsprozesses werden zunehmend unbeherrschbar.
Der 3D-Master-Ansatz ist dadurch gekennzeichnet, dass 3D-Modelle die 2D-Zeichnung als das primäre Informationsmedium im Produktentstehungsprozess ablösen. Auf diese Weise erhalten CAD-ferne Prozessbeteiligte Zugang zu 3D-Informationen. Das Problem der Vielzahl und der Weiterverarbeitung von Produktinformationen allerdings wird hierdurch noch nicht gelöst. Entscheidend ist deshalb, dass alle produktbezogenen Informationen aufgelöst und maschinenlesbar bereitgestellt werden. Erst auf diese Weise können Informationen nach Bedarf und Verwendungszweck neu zusammengestellt und in Folgeprozessen direkt weiterverarbeitet werden. Auch Rückflüsse von Informationen können auf diese Weise abgebildet werden, wie z. B. von der Produktion zur Konstruktion. Wo bisher der Mensch die richtigen Informationen aus Papierzeichnungen interpretieren muss, können nun die Informationsflüsse bedarfsgerecht und interpretationsfrei gelenkt werden (Need-to-know). Medienbrüche werden weitestgehend eliminiert, weil es keine physikalischen Dokumente und Medien mehr gibt, sondern ein zentrales Modell. Wir sprechen hier von Model-Based Definition als Grundlage für die Digitalisierung im Engineering und Unternehmen (Digital Enterprise).
In diesem Whitepaper werden praktische Erfahrungen bei der Einführung von 3D-Master und Model-Based Definition vorgestellt. Neben verschiedenen Anwendungsfällen wird ebenfalls dargestellt, welche Schritte für die Einführung von 3D-Master erforderlich sind. Über die Vorbereitung der Modelle in den CAD-Systemen muss ebenso die Verwaltung in den PDM-Systemen und die Bereitstellung für Anwender ohne Zugriff auf CAD-Systeme sichergestellt werden.